The Sound Of Nature
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Datum: 09.04.2019Gerade sind wir in London gelandet und uns erwarten Daniel und Owen Beardsmore. Die beiden Engländer sind Vater und Sohn. Owen ist Jagdführer und Outfitter. Er steht hinter dem Namen CervusUK. Daniel ist ebenfalls Jäger und ein begnadeter Fotograf. Wir haben uns auf einer Rothirschjagd in Thüringen kennengelernt. Schnell hatten wir uns für eine gemeinsame Jagd auf ganz besondere Hirsche in den Wäldern Englands verabredet. Chinesiche Muntjaks – im 19.Jahrhundert aus einem Gehege geflüchtet, hatten sich die kleinen Hirsche schnell in den parkähnlichen Landschaften vermehrt. Die „Invasion“ dieser häufigsten Hirschart in England führt bei den teils sehr hohen Populationsdichten zu Schäden in der Wald- und Landwirtschaft. Direkt vom Flughafen geht es ins Revier. Dort helfen wir zunächst beim Aufbau einiger Ansitzleitern. Das unterscheidet die Jäger auf der ganzen Welt nicht. Vor einer erfolgreichen Jagd ist eine gute Vorbereitung notwendig. Nur das Kirrgut ist ein anderes: Wheat & Beans locken die Miniaturhirsche an den Ort des Geschehens.
Nach dem Aufstellen der letzten Leiter kommt das obligatorische Probesitzen und das Prüfen der Höhe der Gewehrauflage. Ich lasse kurz den Blick schweifen: Es wird Frühling. Die ersten zarten Triebe der blauen Glockenblumen (blue bells) sind zu sehen und werden in ein paar Wochen den Wald zu einem blauen Farbenmeer verwandeln. Überall rufen Fasanen und die Grauhörnchen hüpfen wir Hochseilartisten von Ast zu Ast. Kurz stärken wir uns mit mitgebrachten Gastgeschenken – Mufflon- und Hirschsalami!
Es wird Zeit zum ersten Pirschgang. Owen vorweg mit dem Pirschstock und ich folge ihm mit dem mir vertrauten Repetierer. Die Engländer führen ebenfalls die RX.Helix. Nach kurzer Pirsch entdecken wir keine 30 Schritt entfernt einen Muntjakhirsch. Ich gehe in Anschlag und warte auf die Freigabe von Owen. Schon kommt die Freigabe. Gerade noch rechtzeitig verlässt die Kugel den Lauf und trifft den Hirsch aufs Blatt. Und wenn es vorher zu schnell ging, muss man sich anschließend noch mehr Zeit nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten. Lange erklärte mir Owen am Hirsch dessen Besonderheiten. Die verlängerten Eckzähne im Oberkiefer, die bei Revierkämpfen dem einen oder anderen Hirsch ein Schlitzohr verpassen. Das kleine Geweih, dass in jedem Frühjahr abgeworfen wird und schließlich die vier Stirnfaltendrüsen, die ein Sekret zum Markieren absondern. Vielleicht 50 Zentimeter Widerristhöhe und ein Gewicht von 14 Kilogramm hat der etwa achtjährige Hirsch. „An old buck and too big for you my friend!”, sagt Owen und lacht.
Mein erster Muntjakhirsch bekommt seinen letzten Bissen und dann wird es Zeit zum Aufbruch. Nach kurzer Autofahrt erreichen wir “ The White Hart“. Ein gemütliches Hotel im Norden von London. Gleich spürt man dieses englische Flair und die englische Gelassenheit stellt sich spätestens nach dem ersten Pint Beer und eigenartigen Startern wie kleinen frittierten Fischen ein. Doch es heißt bald ins Bett zu gehen. Früh klingelt der Wecker. Wir wollen Chinesische Wasserrehe sehen und Jagdfreund Eike möchte es ebenfalls auf einen Muntjak versuchen. Bei den anschließenden Stunden in einem fantastischen Revier gab es Momente, die ich nie vergessen werde. Tausende Fasane, die beim Sonnenaufgang eine Geräuschkulisse verursachten, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte. Nur gelegentlich flog hoch und weit entfernt ein Flugzeug. Davor und danach hörte man nur den Sound of Nature. Owen erklärt das herzförmige Fährtenbild der kleinen Muntjaks. Es gelingen tolle Aufnahmen der Chinese Water Deers, die wie Plüschrehe mit Drakulazähnen aussehen. Bei der Abendpirsch erlegt Freund Eike im letzten Büchsenlicht seinen Hirsch.
Vor der Abreise am nächsten Morgen genießen wir das beste British Breakfast, das ich je gegessen habe. Um dann schnell Eikes Hirsch transportfähig zu zerwirken. Schließlich wollen wir das berühmte Wildbret selbst zu Hause probieren. Danke CervusUK für dieses Abenteuer und eine deftige Ration Muntjak-Widbret, Made in England! Waidmannsheil, Euer Dreispross