Muffeljäger
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Datum: 28.04.2018Es ist Mitte März 2018. Jagdfreund Eike und ich jagten in einem Revier von NaturaWild-Jagdreisen im Thüringer Schiefergebirge. Eine ganze Woche planten wir für die Widderjagd ein, aber bereits am ersten Jagdtag hatten wir alles erreicht, was wir uns jagdlich erträumt hatten. Früh setzte ich mich auf eine Waldkanzel. Von einem Waldweg musste ich wenige Meter in einem Steilhangpirschen, um in einer neuen Kanzel, die noch nicht viele Jagden erlebt haben dürfte, Platz zu nehmen. Ausgerüstet mit dem Bergstutzen B4 und einer 42iger Zieloptik von Leupold war das mögliche Zeitfenster für eine erfolgreiche Jagd begrenzt. Die Märztage sind noch kurz und im Wald schwindet das Büchsenlicht schnell. Dann jedoch – bereits um halb sechs Uhr abends – wechselte ein Kleinrudel Mufflons zu einem Gegenhang. Blitzschnell ging ich mit dem Merkel Bergstutzen B4 in den Anschlag.
Fest in der Kanzelecke angelehnt, suchte ich eine passende Lücke im Stangenholz, wo das Rudel ziehen würde. Als ich sie fand, hoffte ich, dass der ausgemachte Muffelwidder in der Lücke stehenblieiben und so ein ausreichend großes Schussfeld bieten würde. Wenige Sekunden bot er mir dann genau diese Möglichkeit. uDer feine Leuchtpunkt fand seinen Platz auf dem Blatt. Ich krümmte den rechten Zeigefinger, der Schuss brach und in 90 Metern Entfernung brach der Widder augenblicklich im Hang zusammen, rutschte talwärts. Die anschließende Bergung war gefährlich und anstrengend. Aber macht es das nicht aus? Die Jagd als Erlebnis?! Für mich auf jeden Fall! Oben auf dem Berggrat beim Muffel war es ganz still. Und die untergehende Sonne sorgte rundete diesen „magischen Moment“ ab, um den sich bei der Jagd doch so vieles dreht. Nach dem anstrengenden Bergen und Versorgen fuhren Jagdfreund Eike und ich zu einer weiteren Stelle im Revier, um den vom Jagdaufseher beschriebenen Jagdplatz für den folgenden Morgen aufzuklären. Wie aus dem Nichts standen vier Stück Muffelwild keine 120 Schritt neben dem Auto und scharrten auf dem schneebedeckten Wintergerstenfeld nach Nahrung.
Eike´s Jagdfähigkeiten und eine große Portion Jagdglück brachte dann die zweite Beute an diesem Jagdabend. Eike schaffte es die Merkel RX.Helix rechtzeitig zu laden, den Pirschstock neben das Auto aufzustellen und dann einen Jährlingswidder auszusuchen. Mir blieb nur die Möglichkeit abzuwarten und die Jagd zu beobachten – der Blick auf das schneebedeckte Plateau, dass von der untergehenden, feuerroten Abendsonne in einer Farbe beleuchtet wird, die ich nicht in Worten beschreiben kann. Und in Mitten dieser traumhaften Szenerie standen die Muffelwidder. Erst als der Schuss brach, löste sich mein gemischtes Gefühl von Anspannung und verträumter Bewunderung für diese grandiosen Bilder der Natur auf.
Vom Anschuss aus folgten wir der Fluchtfährte und den roten Zeichen durch den knöcheltiefem Schnee. Eike, der sonst die kühle Emotionalität eines Skandinaviers zeigt, kniete neben seinem Jährlingswidder und die Freude über sein Jagdglück war ihm anzusehen. Lange strahlte sein Lächeln über beide Wangen. Grund genug dazu hat er, gehört er doch jetzt auch zum kleinen Kreis der erfolgreichen Muffelwidderjäger.
Waidmannsheil – Dreispross